Hybride Jahrestagung der AG Orte der Demokratiegeschichte
28. und 29. September 2023
Historisches Museum, Frankfurt am Main
Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main
Demokratiegeschichte in Forschung und Vermittlung geht von einem breit angelegten Demokratieverständnis aus. Demokratie ist nicht nur Gewährleistung von Herrschaft auf Zeit; zu ihr gehören auch Gewaltenteilung, Rechts- und Sozialstaatlichkeit. Sie ist Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensform. Als „vielfältige Demokratie“ (Bertelsmann-Stiftung) umfasst sie 1) Formen der repräsentativen Demokratie und ihrer Institutionen 2) direktdemokratische Formen 3) dialogorientierte, deliberative Beteiligungsformen 4) Proteste, Bürgerinitiativen, soziale Bewegungen 5) Bürgerschaftliches Engagement.
Aus diesem breiten Spektrum wenden wir uns auf der Tagung dem Parlamentarismus und dem außerparlamentarischen Protest zu. Parlamente haben sich historisch zu einer dominanten Organisationsform moderner Demokratien entwickelt. In vielfältigen und kreativen Variationen sind sie das Mittel der Wahl, um demokratische Regierungen zu formen und/oder zu kontrollieren. Die dominante Stellung der Parlamente ist aber beileibe nicht unangefochten. Sie müssen ihre Gesetzgebungs- und Kontrollmacht gegenüber der Exekutive in harten Kämpfen erstreiten. Aber auch aus der Gesellschaft kommt häufig scharfer Gegenwind. Wo Menschen sich in den Parlamenten nicht hinreichend repräsentiert gefühlt haben, haben sie ihre Proteste auf die Straße getragen.
Protest ist nicht nur gegen Autokratien und Diktaturen notwendig, Protest ist auch ein integraler Bestandteil einer parlamentarischen Demokratie. Damit gehört auch die Protestgeschichte integral zur Demokratiegeschichte, auch wenn nicht alle Mittel und Ziele der Protestbewegungen in demokratietheoretischer und -praktischer Perspektive als zielführend und positiv zu bewerten sind.
Daraus ergeben sich Fragen. Haben wir alle diese Elemente einer Demokratiegeschichte als Protestgeschichte und Parlamentsgeschichte schon genügend im Blick? Welche Elemente werden in Forschung und Vermittlung bislang noch nicht ausreichend berücksichtigt? Wie steht es mit der Interaktion von Parlament und Straße, in welchen Situationen stehen sich Parlament und Protest antagonistisch gegenüber, in welchen Situationen ergänzen sie sich?
Viele dieser Fragen wollen wir in Frankfurt aufwerfen und Ansätze für erste Antworten ergründen. Dabei helfen uns die Vorträge von Barbara von Hindenburg und Philipp Gassert, zwei ausgewiesene Spezialisten für die Geschichte des Parlamentarismus und der Protestbewegungen.
Die Jahrestagung und die Abendveranstaltung sind öffentlich, die Teilnahme ist kostenfrei. Wir bitten um verbindliche Anmeldung bis zum 14. Sept. 2023 unter veranstaltung@gedg.org.
Zum Programm mit weiteren organisatorischen Hinweisen (pdf).
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