Um/Bruch 1989


Möglichkeiten und Grenzen der Mitgestaltung in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft 1989 bis 1994

Nach dem Sturz der Berliner Mauer 1989 und der Vereinigung beider deutscher Staaten am 3. Oktober 1990 begann in den neuen Bundesländern ein beispielloser Umwandlungsprozess. Eine entscheidende Bedeutung für den friedlichen Übergang hatten die zentralen Runden Tische von 1989/90. Diese boten ein Forum für den Dialog zwischen Vertretern der alten SED-Regierung sowie der oppositionellen Bürgerbewegungen, um ein neues politisches System zu erarbeiten. Die Runden Tische waren eine Antwort auf den wachsenden Wunsch der Bevölkerung nach mehr Freiheit und Reformen. Die Transformationszeit wurde jedoch nicht nur als Befreiung empfunden: Die westdeutsche Dominanz, bspw. hinsichtlich des Wirtschaftssystems oder der Verfassung, löste für viele ostdeutsche Bürger:innen das Gefühl des Identitätsverlusts und der Ohnmacht aus. Dies Ambivalenz der Transformationserfahrungen hat Auswirkungen bis heute.  

Am 30. Januar 1990 traten in Berlin die Leiter von zentralen Medien und die Medienbeauftragten der neuen Parteien und Organisationen im Haus des Allgemeinen Nachrichtendienstes zum 2. Runden Tisch zusammen. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0130-024 / Zimmermann, Peter / CC-BY-SA 3.0

Über das Projekt

Das Projekt Um/Bruch 1989 legt einen zweifachen Fokus: Zum einen geht es um die Erforschung konkreter Transformationserfahrungen von Zeitzeug:innen, die an den Runden Tischen teilgenommen haben oder anderweitig in den Demokratieaufbau nach dem Mauerfall involviert waren. Wie wurde die politische (Aufbruch-)Stimmung im Land erfahren? Welche Handlungsspielräume eröffneten sich und wo entstand möglicherweise Enttäuschung? Die leitfadengestützten Interviews werden dokumentiert und in Form von Podcasts und Videoclips der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zum anderen geht es darum, die Öffentlichkeit selbst in die Diskussion zu bringen. Zu diesem Zweck führen wir an verschiedenen historischen Orten in Ostdeutschland Bürger:innen ein, um mit Zeitzeug:innen und Expert:innen ins Gespräch zu kommen: Welche Handlungsmöglichkeiten standen damals, welche stehen heute offen? Wie hat sich die politische Stimmung im Land verändert? Und in welcher Form prägt die Transformationszeit vor 35 den heutigen politischen Diskurs, insbesondere in Ostdeutschland?