12.11.21, Weimar: Verhüllung des Denkmals für Ernst Thälmann. Foto: Candy Welz

„Nichts ist so unsichtbar wie ein Denkmal [für Ernst Thälmann]“

2021 – 2023


Unter den Denkmälern Weimars nimmt das Ernst Thälmann gewidmete einen optisch prominenten Platz ein – obwohl die Anlage aus ihrer Zeit gefallen ist. Nachwachsende Generationen wissen kaum mehr, wer die Person auf dem Sockel war und wie die Anlage erinnerungskulturell einzuordnen ist. Die GEDG hat es sich zum Ziel gemacht, diesem Umstand Rechnung zu tragen und eine erklärende Tafel am Ort zu inittieren. Deren Erarbeitung soll im Prozess mit der Zivilgesellschaft und im Verbund mit dem Weimarer Republik e.V., der Bauhaus-Universität und der Gedenkstätte Buchenwald erfolgen.


Das Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte im November 2021 stand ganz unter dem Motto „HELDEN (m/w/d)“. Es fragte, inwieweit eine moderne Demokratie Helden benötigte, wie sich der Heldenbegriff im Laufe der Zeit gewandelt hat und wie man angemessen mit den Heroen der Vergangenheit umgehen kann. Zu diesem Anlass verhüllte die GEDG gemeinsam mit dem Weimarer Republik e.V. das Denkmal am Buchenwaldplatz während des Festivalwochenendes. Die Kunstaktion stand unter dem Titel „Nichts ist so unsichtbar wie ein Denkmal [für Ernst Thälmann]“ und hatte zum Ziel, das von der Mehrheit kaum mehr wahrgenommene Denkmal wieder „sichtbar“ werden zu lassen. Kuratiert wurde die Aktion von Stephan Zänker und Dr. Christian Faludi.

Das verhüllte Denkmal sorgte auch unter Weimarer Künstlern für Aufmerksamkeit. Unter anderem lichtete es Claus Bach, Fotograf und Bildchronist der Stadt, für seine Reihe von RGB-Aufnahmen ab.

Die Aktion wurde während des Geschichtsfestivals wie auch danach heftig kritisiert, und sie löste eine Debatte über den Umgang mit Denkmälern in Weimar aus. Am 14. November erklärten sich die Kuratoren der Öffentlichkeit. Nach Einführung von Stepahn Zänker diskutierten auf dem Podium Dr. Christian Faludi, der Publizist Armin Fuhrer sowie Rikola-Gunnar Lüttgenau (Gedenkstätte Buchenwald) mit dem Moderator Sergej Lochthofen im Coudraysaal der Musikschule „Johann Nepomuk Hummel“ über den Umgang mit Denkmälern in der heutigen Zeit.

Im Ergebnis der Diskussion vereinbarte die GEDG mit dem Weimarer Republik e.V. und der Gedenkstätte Buchenwald, gemeinsam eine erklärende Tafel für den Buchenwaldplatz zu erarbeiten. Ferner wurde beschlossen, zusammen ein Buch auf den Weg zu bringen, das die Geschichte des Platzes erzählt und die jüngste Kontroverse dokumentiert.

Ihre Absichten unterstrichen die Partner abermals am Tag des offenen Denkmals am 9. September 2022 auf dem Buchenwaldplatz. Neben Rikola-Gunnar Lüttgenau und Dr. Faludi diskutierte hier auch Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, auf dem temporär errichteten Podium. Eine Fortsetzung der Diskussion folgte während des Rendez-vous mit der Geschichte am 30. Oktober 2022, bei dem Prof. Dr. Rudolf Meier von der Bauhaus-Universität das Podium ergänzte.