Leitbild der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte (GEDG)

Der Sitz der GEDG am Graben 1 in Weimar, 2022 / Foto: Christian Faludi


Die Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte (GEDG) wurde im Januar 2021 durch engagierte WissenschaftlerInnen und Akteuren der Zivilgesellschaft aus einer engen Kooperation in der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte ins Leben gerufen.

Ziel des unabhängigen und interdisziplinär ausgerichteten Instituts ist es, der demokratiegeschichtlichen Forschung und Vermittlung in Deutschland mehr Gewicht zu verleihen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse für die Gestaltung einer lebendigen Erinnerungskultur nutzbar zu machen. Zum Zweck der Vermittlung führt die GEDG Projekte durch, gibt Publikationen heraus und organisiert Vorträge, Podien und Tagungen. Darüber hinaus macht sie mit Initiativen im öffentlichen Raum auf Lücken in der Erinnerungsarbeit aufmerksam oder bringt sich durch Interventionen aktiv in den gesellschaftlichen Diskurs ein.

Die Demokratie- und Freiheitsbewegungen gehören zu den spannendsten Kapiteln der deutschen Geschichte. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit bietet enormes Potenzial. Dazu gehört die Darstellung längerer Entwicklungslinien bis in die jüngste Vergangenheit, der internationale Vergleich und die Frühgeschichte der Demokratie. Zudem sind viele deutsche Demokratinnen und Demokraten einer breiten Öffentlichkeit heute weitgehend unbekannt. Durch entsprechende Vorhaben soll ihr Einsatz, den sie oft mit Nachteilen oder sogar mit dem Leben bezahlen mussten, angemessener gewürdigt werden. Die GEDG hat es sich zur Aufgabe gemacht, die demokratiegeschichtliche Forschung überregional und überepochal voranzutreiben. Dieser umfassende Blick schließt bisherige Lücken in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und bietet zugleich neue Perspektiven.

Die Gesellschaft setzt sich zudem für mehr Engagement für die Demokratie und für eine lebendige Erinnerungskultur ein. Demokratie ist kein fertiger Zustand und kein Geschenk. Sie muss immer wieder verhandelt, erhalten und verteidigt werden. Dabei können wir heute an das Engagement früherer Generationen anknüpfen: an die liberale Freiheits- und Demokratiebewegung des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts, an die Weimarer Republik als erste gesamtdeutsche Demokratie, an die Gründung und Festigung der Bundesrepublik und an die demokratischen Bewegungen in der SBZ wie auch in der DDR. Mit Projekten zum Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse trägt die GEDG zur Stärkung der demokratischen politischen Kultur bei – liegt in der Erinnerung an und im Verständnis für die demokratischen Traditionen doch auch Wirkkraft für ein aktives demokratisches Engagement in Gegenwart und Zukunft. Diese Erkenntnisse ermöglichen ebenfalls ein entschiedenes Entgegentreten gegenüber Aneignungsversuchen der Demokratiegeschichte aus dem rechtspopulistischen und demokratiefeindlichen Lager.

Die GEDG konnte bereits verschiedene Forschungs- und Vermittlungsprojekte umsetzen bzw. auf den Weg bringen. Die Wanderausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie. Die deutschen Freiheitsbewegungen von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“ bietet interessierten BesucherInnen einen kurzweiligen Überblick über die frühe Demokratiegeschichte in Deutschland. Die „Deutschland-Karte Orte der Demokratie“ zeigt über 160 physische oder symbolische Orte, an denen die Erinnerung an Personen, Aktionen, Ereignisse, Entwicklungen, Institutionen, etc. lebendig wird, die mit ihrem Einsatz für ein „Mehr“ an Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verbunden sind. Das Projekt „Weimar in den Regionen“ liefert durch wissenschaftliche Recherchen zur Geschichte der einzelnen Länder und Provinzen der Weimarer Republik wichtige Grundlagenforschung zu den Landesvätern der ersten gesamtdeutschen Demokratie. Die Sichtbarmachung der langen Verfassungstradition in Deutschland ist das Ziel des Projekts „Verfassungsstädte“. Neben wissenschaftlichen Recherchen zur deutschen Verfassungstradition und dem Aufbau eines Städtenetzwerks zwischen Frankfurt am Main, Weimar und Bonn soll im Jahr 2024 der erste gesamtdeutsche Tag der demokratischen Verfassungsgeschichte in Form einer dezentralen Großveranstaltung etabliert werden. Das Weimarer Forum für Erinnerungskultur ruft seit 2021 ExpertInnen und ZeitzeugInnen unter anderem in das Deutsche Nationaltheater, um darüber zu diskutieren, wie die Lehren aus der Vergangenheit für die Gestaltung einer demokratischen Gegenwart und Zukunft nutzbar gemacht werden können. Hinzu kommen verschiedene Veranstaltungs- und Aktionsformate, Videoclip-Beiträge, Kooperationen und Vernetzungstreffen.

Dokumentiert werden die von der GEDG durchgeführten wissenschaftlichen Tagungen, Symposien und Interventionen fortan in der Schriftenreihe Beiträge zur Geschichte der Demokratie und Erinnerungskultur im Göttinger Wallstein Verlag. Mit Wirkung in die breite Öffentlichkeit erscheint zudem die Wissensreihe Demokratie-Geschichte bei der Weimarer Verlagsgesellschaft. Die Monographien geben Aufschluss über demokratiegeschichtliche Ereignisse und Prozesse vom Konstitutionalismus bis zur Friedlichen Revolution 1989. Über sämtliche Aktivitäten und zukünftigen Vorhaben der GEDG geben fernerhin unser Bulletin und unser Newsletter Aufschluss.

Wenn Sie sich für die Arbeit der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte interessieren und/oder Mitglied im Verein werden wollen, senden Sie uns bitte eine Nachricht direkt an info[at]gedg.org