Arnold Paulssen (1864-1942) war der wichtigste Protagonist der Thüringer Landesgründung im Jahr 1920. Bereits im Kaiserreich hatte sich der linksliberale Staatsbeamte einen Namen gemacht. Als Minister im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach setzte er liberale Reformen durch, als stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat stellte er lange Zeit eine verlässliche Verbindung zwischen Weimar und Berlin her. In der Novemberrevolution 1918 wurde Paulssen ein Vermittler des Umbruchs von der Monarchie zur Demokratie. In der Weimarer Republik wurde er als Politiker der Deutschen Demokratischen Partei zu einer tragenden Säule des demokratischen Systems, das er in seiner mitteldeutschen Heimat selbst mit aufbaute. Infolge der Thüringer Landesgründung erhielt Paulssen 1920 den Vorsitz im Staatsministerium und wurde damit de facto zum ersten Ministerpräsidenten des Landes Thüringen. 1928 übernahm er das Amt erneut und regierte den Freistaat einmal mehr in unruhigen Zeiten mit politischem Geschick und der ausgeprägten Fähigkeit, auch zwischen extremen Positionen Kompromisse herstellen zu können. Im „Dritten Reich“ galt Paulssen als typischer Repräsentant der Weimarer Demokratie und wurde von den Nationalsozialisten in das politische Abseits gedrängt. Gesellschaftlich konnte er sich aber weiter behaupten und zahlreiche Funktionen in Verbänden oder Vereinen ausführen.
Trotz aller Verdienste ist Arnold Paulssen heute nur Wenigen ein Begriff. Das soll sich ändern. Auf Initiative der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte setzt sich die Thüringer Landesregierung dafür ein, das Lebenswerk des verdienten Demokraten zu ehren. In diesem Sinne soll die Vertretung des Freistaats Thüringen beim Bund fortan auch den Namen „Arnold-Paulssen-Haus“ tragen.
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08. Juni 2023