Das Wartburg-Fest der Demokratie ist ein Projekt der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte (GEDG), in Verbindung mit der Wartburg-Stiftung Eisenach und in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Die wissenschaftliche Basis für die Wiederbelebung der demokratiegeschichtlichen Traditionen der Wartburgfeste bildet eine jährlich stattfindende Tagung, die sich an den eigentlichen Festakt am 18. Oktober anschließt und mit der Vergangenheit beschäftigt. Im Auftaktjahr 2023 setzte sich zunächst ein Prolog-Symposium am 19. Oktober in den Räumen des Eisenacher Rathauses unter anderem damit auseinander, welche Inhalte der Wartburgfeste eine (spezifisch ostdeutsche) Tradition unserer Demokratiegeschichte sind, auf die wir in Zukunft bauen können, und an welche Aspekte der Ereignisse wir kritisch erinnern müssen. In diesem Sinne diskutierten die eingeladenen Expertinnen und Experten vor allem das erste Wartburgfest vom 18. Oktober 1817 im Kontext der politischen Feste des 19. Jahrhunderts. In den kommenden Jahren sollen jeweils zweitägige Symposien folgen, die in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität in Jena stattfinden. Darin werden die historischen Kontexte sowohl explizit auf die einzelnen Wartburgfeste bezogen als auch in international vergleichender Perspektive in den Blick genommen.
2024 wird es um die demokratischen Bewegungen während der Revolution von 1848/49 gehen. Darauffolgend werden die politischen Vereinnahmungen im Vorfeld der Reichsgründung rund um das Wartburgfest 1867 und das Fortwirken demokratischer Ideen im Kaiserreich untersucht. Anknüpfend an das Wartburgfest von 1927 soll fernerhin das Erstarken völkischer Bewegungen in der Weimarer Republik und in Europa thematisiert werden, bevor das Wartburgfest von 1935 unter anderem Anlass zu Diskussionen über das Verhalten (demokratischer) Eliten nach politischen Umbrüchen bietet. In Erinnerung an die Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wird auch das Wartburgfest von 1948 und der dort zum Ausdruck gebrachte spezifisch ostdeutsche Wille zur Einheit Deutschlands thematisiert. Gleiches gilt für das Wartburgfest von 1967 in der DDR, bei dem die Tradition im Zeichen des »historischen Materialismus« vom Staatssozialismus der DDR vereinnahmt wurde. Den vorläufigen Abschluss der Reihe bildet schließlich die 40. Jährung des Wartburgtreffens vom Mai 1990, das unter dem Eindruck der Friedlichen Revolution nach der demokratischen Neugestaltung Europas fragte – ohne dabei das ambivalente Erbe der Tradition zu verklären.