Tanz um den Freiheitsbaum, Gemälde eines unbekannten deutschen Künstlers, um 1792/1795.
Tanz um den Freiheitsbaum, Gemälde eines unbekannten deutschen Künstlers, um 1792/1795.
Ausstellung, Veranstaltung

Aus demokratischer Erinnerungskultur nicht mehr wegzudenken: GEDG erinnert an 230 Jahre Mainzer Republik


Am 18. März 1793 wurde Mainz zum Schauplatz eines Meilensteins der frühen deutschen Demokratiegeschichte. Vor 230 Jahren wurde vom Balkon des Deutschhauses ein Rheinisch-Deutscher Freistaat ausgerufen.

Der neue Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase begrüßt die Anwesenden zur Jubiläumsveranstaltung mit einem Plädoyer für die Bedeutung demokratiegeschichtlicher Wissensvermittlung und Erinnerungskultur, Foto: GEDG.

Die Mainzer Republik zählt zu den ersten demokratischen „Gehversuchen“ in Deutschland. In dieser Zeit wurden die Gebiete am Rhein von den revolutionären Ereignissen im Nachgang der Französischen Revolution ergriffen, vielerorts – selbst in kleinsten Ortschaften in Rheinhessen – stritten Menschen für Freiheit und politische Teilhabe. Gleichzeitig waren diese Ereignisse jedoch auch von Widersprüchen geprägt – Beispiele dafür, dass die Begebenheiten besonders im Kontext der frühen Demokratiegeschichte nicht an modernen demokratischen Standards gemessen werden dürfen.

Die wechselvolle Geschichte der Mainzer Republik ist aus der demokratischen Erinnerungskultur nicht mehr wegzudenken. Zugleich hat sie seit ihrem Untergang sehr unterschiedliche Deutungen und erinnerungspolitische Vereinnahmungsversuche erfahren. Sie reichen von einer Verklärung durch die Zeitgenossen oder aber einer deutsch-nationalen Distanzierung gegenüber dem französischen Revolutionsexport über eine Inanspruchnahme innerhalb der DDR-Historiographie oder die Negierung jeglicher frühdemokratischer Elemente bis hin zu aktuellen landes- und bundespolitischen Manifestationen, die in dem Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent trotz seiner Kurzlebigkeit und seines Scheiterns die frühen „Gehversuche“ auf deutschem Boden und somit Vorläufer unserer heutigen parlamentarischen Demokratie erkennen.

Gemeinsam mit dem Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz (HdE) und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz e. V. (IGL) lud die Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte e. V. (GEDG) anlässlich des Jubiläums am 18. März 2023 zu einer Veranstaltung ins Haus des Erinnerns ein.

GEDG-Vorstandsvorsitzender Dr. Kai-Michael Sprenger bei seiner Rede über die besondere Bedeutung der Länder Thüringen und Rheinland-Pfalz in der deutschen Demokratiegeschichte, Foto: GEDG.

Zunächst begrüßte Henrik Drechsler (HdE) die über 80 anwesenden Gäste und übergab das Wort an den frisch gewählten Oberbürgermeister der Stadt Mainz Nino Haase, der in seinem Grußwort die Wichtigkeit demokratiegeschichtlicher Wissensvermittlung und öffentlichem Gedenken unterstrich. Der GEDG-Vorsitzende Dr. Kai-Michael Sprenger betonte in diesem Kontext die Bedeutung der zahlreichen Initiativen im Kontext der Demokratiegeschichte, die sich seit einigen Jahren um Forschung und Vermittlung dieser Themen bemühen. Er hob hierbei die Bedeutung der beiden Länder Rheinland-Pfalz und Thüringen hervor, die mit ihren demokratischen Impulsen eine besondere Rolle in der deutschen Demokratiegeschichte einnehmen.

Sara Anil (IGL) und Alexander Maser (stellen das Netzwerkprojekt zur Bergzaberner und Mainzer Republik vor, Foto: GEDG.

Im Anschluss stellten Sara Anil (IGL) und Alexander Maser (GEDG) das GEDG-Netzwerkprojekt zur „Bergzaberner und Mainzer Republik“ und die in diesem Zuge entstandene Broschüre zum Thema vor. Das Netzwerk soll in einer breiteren Öffentlichkeit ein Bewusstsein für diese Episoden der demokratischen Frühgeschichte Deutschlands schaffen, Austausch und Diskurs ermöglichen und Wissen vermitteln. Den krönenden Abschluss bot die Theaterdarbietung „Der Freiheitsbaum“ von und mit Tino Leo, der die Geschehnisse der Mainzer Republik unterhaltsam und prägnant mit zehn Rollen Revue passieren ließ.

Schauspieler Tino Leo hält die Zuschauenden mit seinem Theaterstück „Der Freiheitsbaum“ zu den Geschehnissen in der Mainzer Republik in Atem, Foto: GEDG.

Tanz um den Freiheitsbaum, Gemälde eines unbekannten deutschen Künstlers, um 1792/1795.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Sie oder Ihre Institution/Organisation sind interessiert und möchten sich am Netzwerk beteiligen oder mehr über unsere Arbeit erfahren? Kontaktieren Sie uns unter info@gedg.org.


Abbildung: Tanz um den Freiheitsbaum, Gemälde eines unbekannten deutschen Künstlers, um 1792/1795.